Neujahrsempfang „Europastadt Görlitz/Zgorzelec – Stadt der Zukunft 2030“
vom 17.01.2020
Unter dem Titel „Europastadt Görlitz/Zgorzelec – Stadt der Zukunft 2030“ hat am Donnerstagabend in der Sporthalle Emil von Schenckendorff der Neujahrsempfang der Stadt Görlitz stattgefunden.
Oberbürgermeister Octavian Ursu stellte in diesem Zusammenhang mit verschiedenen Gesprächspartnern sieben Projekte vor dem Hintergrund des Strukturwandels vor, die in den kommenden zehn Jahren eine nachhaltige strukturelle und wirtschaftliche Stärkung der Stadt Görlitz mit ihren mittel- und oberzentralen Funktionen unterstützen würden.
„Wir haben als Stadtverwaltung viele alltägliche Herausforderungen wie Schulen und Kitas, Ordnung und Sauberkeit und vieles mehr zu bestehen, an denen wir stetig arbeiten. Darüber hinaus müssen wir aber auch an die mittel- und langfristige Entwicklung unserer Stadt denken und die Chance des Strukturwandels in der Region ergreifen“, sagte Oberbürgermeister Octavian Ursu.
Folgende Projekte möchte die Europastadt Görlitz/Zgorzelec mit verschiedenen Partnern als „Stadt der Zukunft 2030“ umsetzen:
Projekt 1: Siemens Innovationscampus
Dazu erläuterte Christoph Scholze, Innovationsmanager bei Siemens Görlitz: „Auf dem Siemens-Werksgelände entsteht derzeit ein Innovationscampus mit dem Ziel, Hightech-Firmen, Start-ups und Forschungsinstitute anzusiedeln. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Themenfeldern wie der Digitalisierung, Automatisierung, Energietechnik sowie Werkstoff- und Fertigungstechnologien.“
Im Anschluss stellte Andrea F. Behr, Geschäftsführerin der Europastadt Görlitz/Zgorzelec GmbH eine Rückkehrer-Kampagne, die sich an in Großbritannien lebende Polen und Oberlausitzer richtet, vor. Sie richtet sich gezielt an Fachkräfte, die in Görlitz und der Region benötigt werden.
Projekt 2: Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe
„Wir wollen unsere Görlitzer Krankenhausakademie zu einem Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe weiterentwickeln. Ausbildung, Fortbildung und Umschulung können aus einer Hand und in direkter Einbindung in die regionale Kliniklandschaft gesteuert und fehlende Mitarbeiter für niedergelassene Ärzte sowie privatwirtschaftlich agierende Pflege- und Fachdienste akquiriert werden“, erklärte die Geschäftsführerin des Städtischen Klinikums gGmbH, Ulrike Holtzsch.
Projekt 3: Tiefgarage unter dem Wilhelmsplatz
Den bereits in den 1990er Jahren gefassten Plan, unter dem Wilhelmsplatz eine Tiefgarage zu bauen, griffen Bürgermeister Dr. Michael Wieler und Arne Myckert, Geschäftsführer der KommWohnen Görlitz gGmbH auf. „Kein anderer innerstädtischer Platz eignet sich aufgrund seiner Lage, seines Baugrundes, seiner Größe sowie seiner verkehrlichen Anbindung besser für den Bau einer Tiefgarage mit hoher Stellplatzkapazität als dieser Platz. In diesem Zusammenhang können auch die Themenbereiche Elektro- und Wasserstoffmobilität eine wichtige Rolle spielen“, sagte Dr. Michael Wieler.
Projekt 4: Filmzentrum
Die Idee eines Filmzentrums zur Ausbildung von filmspezifischen Dienstleistern wie Bühnen- und Setbau, Ausstattung, Requisite, Kostüm und Verleih von technischer Ausstattung stellten Stefan Arndt, geschäftsführender Gesellschafter der Filmproduktionsgesellschaft X-Filme, und Dr. Markus Görsch, Leiter Förderbereich Produktion und Landesbeauftragter Internationale Koproduktionen der Mitteldeutschen Medienförderung vor.
„Wir haben uns mit mehreren Produktionen in Görlitz sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt und wollen weitere Filme hier produzieren. Bisher musste dafür viel Personal und Technik von außerhalb in die Region gebracht werden. Mit einem Filmzentrum können zielgerichtet Fachkräfte für den Film- und Medienbereich aus- und weitergebildet und Firmen in der Lausitz zu etabliert werden, die diese Dienstleistungen vor Ort anbieten und den Filmstandort Görlitz nachhaltig aufwerten“, erläuterte Stefan Arndt. „Der Aufbau einer Aus- und Fortbildungsinstitution für Film- und Medienfachkräfte in Görlitz könnte die Versorgung Mitteldeutschlands mit Nachwuchs sicherstellen und der Branche erhebliche Wachstumsimpulse verleihen“, zeigte sich Dr. Markus Görsch überzeugt.
Projekt 5: Anschaffung moderner Straßenbahnen
Ein Ziel von Oberbürgermeister Octavian Ursu und seinem polnischen Amtskollegen Rafał Gronicz ist es, die Europastadt zu einer klimaneutralen Kommune zu machen. Görlitz wird einen Masterplan „Klimaneutralität 2030“ in Auftrag geben und hat verschiedene Gespräche zur wissenschaftlichen Begleitung durch das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung geführt. An zwei konkreten Projekten vor dem Hintergrund Klimaneutralität arbeiten die Görlitzer Verkehrsbetriebe GmbH und die Stadtwerke Görlitz AG.
Andreas Trillmich, Geschäftsführer der Görlitzer Verkehrsbetriebe GmbH erläuterte die geplante Anschaffung moderner, innovativer und umweltfreundlicher Straßenbahnen: „Es geht Straßenbahn der Zukunft, die Görlitz in den kommenden drei bis vier Jahrzehnten begleiten wird. Sie wird in Kooperation mit der Stadt Leipzig angeschafft und soll zukünftig unter anderem auch für autonomes Fahren ausgerüstet werden können.“
Projekt 6: Moderne Fernwärmeversorgung
Über eine moderne Fernwärmeversorgung für die Europastadt Görlitz/Zgorzelec bis 2030 sprachen der Zgorzelecer Bürgermeister Rafał Gronicz und Matthias Block, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Görlitz AG. „In einer Zeit, wo Umweltschutz in aller Munde ist, verbinden Görlitz und Zgorzelec ihre Fernwärmenetze, um gemeinsam die Europastadt mit klimaneutraler Fernwärme zu versorgen. Eine Zusammenarbeit mit Symbolcharakter für die Europastadt und Vorbildfunktion in ganz Europa: zwei Länder arbeiten Hand in Hand für eine klimaneutrale Versorgung ihrer Bürger“, sagte Matthias Block.
Projekt 7: Zweite Autobrücke über die Neiße
Die Bürgermeister Rafał Gronicz und Dr. Michael Wieler stellten abschließend dar, dass eine zweite Autobrücke über die Neiße neben der Stadtbrücke, für die Verkehrsflüsse in der Europastadt Görlitz/Zgorzelec sinnvoll und entlastend wäre. „Wir sollen Brücken bauen und nicht Zäune“, sagte Rafał Gronicz. „Wir wollen die Europastadt als Einheit denken. Dazu werden wir auch weiterhin Unterstützung von Land, Bund und EU brauchen“, sagte Oberbürgermeister Octavian Ursu abschließend.