Jüdische Gedenkwoche in Görlitz
vom 29.10.2021
In diesem Jahr wird im Rahmen einer jüdischen Gedenkwoche vom 4. bis 9. November der Geschichte jüdischer Familien und deren Verfolgung in der NS-Zeit gedacht. Viele öffentliche Veranstaltungen, darunter auch Filmpräsentationen und Diskussionen und eine Buchpräsentation, werden zu diesem Anlass in Görlitz stattfinden.
Gleichzeitig wird es während dieser Gedenkwoche die größte Versammlung jüdischer Nachkommen in Görlitz seit der Zerstörung der Jüdischen Gemeinde Görlitz durch das Dritte Reich vor mehr als 80 Jahren geben. Es werden Nachfahren dieser ehemaligen jüdischen Gemeinde aus aller Welt (darunter Argentinien, Norwegen, Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika) in Görlitz zugegen sein.
Donnerstag, 4. November 2021, 19:00 - 21:00 Uhr
Dialogveranstaltung: Unsere Geschichte erzählen. Görlitz jüdisches Erbe
Veranstalter: Kulturbüro Görlitz in Kooperation mit der Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH
Veranstaltungsort: Kulturforum Görlitzer Synagoge, Otto-Müller-Straße 3, 02826 Görlitz
Moderation: Anne Kleinbauer (Hillersche Villa – Soziokultur im Dreiländereck), Daniel Breutmann (Kulturbüro Görlitz)
Im November 2021 versammeln sich Kinder und Nachfahren der einstigen Görlitzer Jüdischen Gemeinde aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg in Görlitz.
Familien, deren Schicksal mit der Verfolgung, Flucht und dem Holocaust verbunden sind, werden vertreten sein. Sie erzählen ihre Geschichte bei der Veranstaltung am 4. November: Was den Familien passiert ist? Wo sie heute leben? Welche Erinnerungen verblieben sind?
Der Eintritt ist frei und es wird bei dieser Veranstaltung eine deutsch-englische Übersetzung geben.
Anmeldung: Eintrittskarten für die Veranstaltung sind in der Görlitz-Information, Obermarkt 32, erhältlich.
Freitag, 5. November 2021, 11:00 Uhr
Empfang von Oberbürgermeister Octavian Ursu im Kulturforum Görlitzer Synagoge
Veranstalter: Stadt Görlitz
Am Freitag, den 5. November 2021, besucht Woodward Clark Price, Geschäftsträger der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in der Bundesrepublik Deutschland, in Begleitung des Generalkonsuls Ken Toko die Stadt Görlitz. Beide Persönlichkeiten reisen anlässlich der jüdischen Gedenkwoche nach Görlitz.
Oberbürgermeister Octavian Ursu empfängt die Nachfahren Görlitzer jüdischer Familien sowie Geschäftsträger Clark Price und Generalkonsul Ken Toko um 11:00 Uhr im Kulturforum Görlitzer Synagoge.
Anschließend wird Dr. Markus Bauer, Vorstand des Förderkreises Görlitzer Synagoge e. V., durch das Kulturforum Görlitzer Synagoge führen.
Der Empfang findet nur für geladene Gäste statt.
Im Anschluss daran finden die Stolpersteinverlegungen in Görlitz und Zgorzelec statt.
Veranstalter: Kulturbüro Görlitz
Um 12:30 Uhr legt der deutsche Künstler Gunter Demnig 15 neue Stolpersteine. Zwölf Gedenksteine werden in Görlitz und drei in der polnischen Partnerstadt Zgorzelec an der Ostseite der Neiße verlegt.
An folgenden Standorten werden Stolpersteine verlegt:
12:30 – 13:30 Uhr - Stolpersteinverlegung Steinstraße (Kaufhaus Totschek) – Im Beisein von u. a. Oberbürgermeister Octavian Ursu, Geschäftsträger Clark Price sowie Generalkosul Kenichiro Toko.
13:30 – 14:00 Uhr - Stolpersteinverlegung Nonnenstraße
14:30 – 15:00 Uhr - Stolpersteinverlegung Augustastraße
15:45 – 16:15 Uhr - Stolpersteinverlegung Kunnerwitzer Straße
17:30 – 18:30 Uhr - Stolpersteinverlegung ul. Kościuszki (Zgorzelec, Polen)
Samstag, 6. November 2021, 16:00 und 19:30 Uhr
Filmvorführung von „Winterreise“ – mit Einführung und anschließender Diskussion in Anwesenheit von Martin Goldsmith und Anders Østergaard
Veranstalter: Kulturbüro und Camillo Kino sowie Martin Goldsmith und Anders Østergaard
Erleben Sie mit Martin Goldsmith und Anders Østergaard einen Filmabend im CamilloKino, wo der Film „Winterreise“ gezeigt wird. Begleitet von Gesprächen mit dem Regisseur Anders Østergaard und Martin Goldsmith. Der amerikanische Radiomoderator Martin Goldsmith wusste lange nicht, was seine Eltern durchgemacht haben, bevor sie 1941 aus dem von Hitler regierten Deutschland fliehen. Doch eines Wochenendes konfrontiert er seinen Vater Georg und bringt so viele Erinnerungen an die 1930er Jahre zurück, aber auch die Schuld eines Überlebenden.
Winterreise (Regie: Anders Østergaard. Dänemark/Deutschland, 2019 88 Min.) rekonstruiert die Geschichte von Goldsmiths Eltern durch seine persönlich aufgezeichneten Gespräche, die er mit seinem Vater führte und die in diesem Doku-Drama nachgestellt werden. Mit Hilfe von Archivmaterial aus dieser Zeit und nachgestellten Szenen, in denen Bruno Ganz Martins Vater Georg Goldsmith spielte, führt die Dokumentation Winterreise in diese Zeit zurück. Am Ende ist das Ergebnis nicht nur ein Film, sondern für Martin Goldsmith auch ein Buch über die bewegte Familiengeschichte. Der Film basiert auf Martin Goldsmiths Buch „The Inextinguishable Symphony. Musik und Liebe im Schatten des Dritten Reiches – eine deutsch-jüdische Geschichte “.
Sonntag, 7. November 2021 17:00 – 19:00 Uhr
Das Poesiebuch von Eva Goldberg. Buchpremiere und Lesung mit Lauren Leiderman
Veranstalter: Verlag Hentrich & Hentrich sowie das Deutsch-Amerikanisches Institut Sachsen e. V. in Kooperation mit der Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH
Veranstaltungsort: Kulturforum Görlitzer Synagoge, Otto-Müller-Straße 3, 02826 Görlitz
Teilen Sie Ihre Freuden mit vielen, teilen Sie Ihren Geist und Ihren Sinn für Humor mit allen. Ihre Sorgen nur mit wenigen! Und dein Herz nur mit den Auserwählten. Mit diesen Worten unterschrieb Anne Frank das „Poesie-Buch“ ihrer Freundin Eva Goldberg aus Görlitz, die mit ihrer Familie vor den Schrecken des NS-Regimes nach Amsterdam geflohen war. Nach über 80 Jahren erblicken nun die vergilbten Seiten der goldenen Gedanken der Jüdin das Licht der Welt. Dieses mehrsprachige Projekt war die Idee der Autorin und Projektinitiatorin, der Amerikanerin Lauren Leiderman, Magdalena Lambertz, einer Polin, und Anne Kleinbauer, einer Deutschen, dank derer dieses Buch sowohl in einer englischen, polnischen als auch in einer deutschen Ausgabe Veröffentlichung findet.
Die Einträge von Evas Poesiebuch laden ein, der unglaublichen Reise der Familie Goldberg, ihrer Flucht und ihrem Kampf um ein neues Leben – von Görlitz nach Berlin, nach Amsterdam, nach Großbritannien, in die USA, zu folgen, wo die Goldbergs eine neue Heimat fanden. Heute leben noch Nachkommen ihrer Familie.
Der Eintritt ist frei und es wird bei dieser Veranstaltung eine deutsch-englisch-polnische Übersetzung geben.
Eintrittskarten für die Veranstaltung in der Görlitz-Information, Obermarkt 32, sind erhältlich.
Montag, 8. November 2021, 19:00 - 21:00 Uhr
Erinnerungen an der Grenze: Der Kindertransport und Niederschlesien
Veranstalter: Stiftung Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ) gemeinsam mit der Hillerschen Villa gGmbH dem Förderkreis der Görlitzer Synagoge e.V. und dem Kulturbüro Görlitz.
Veranstaltungsort: IBZ-Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal, St. Marienthal 10, 02899 Ostritz
Rund 20.000 jüdische Kinder wurden durch die Aktion „Kindertransport“ 1938 und 1939 vor den Nationalsozialisten vor allem nach Großbritannien gerettet. Darunter auch einige aus Görlitz, Bunzlau und anderen Orten Schlesiens. Im Vortrag erzählen Dr. Amy Williams und Professor Bill Niven die Geschichte von Eltern, die die herzzerreißende Entscheidung treffen, das Leben ihrer Kinder zu retten, indem sie sie allein in die Fremde schicken - und wahrscheinlich nie wiedersehen werden.
Mit der Anwesenheit von Tamara Meyer, deren Mutter ein Görlitzer Kind solch eines Transportes war und die heute in den USA lebt, können viele Fragen beantwortet werden, u. a.: Wie haben die Kindertransporte ganze Familiengeschichten beeinflusst? In welcher Verbindung stehen die damaligen Schicksale mit Menschen, die heutzutage zur Flucht gezwungen sind?
Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache mit Simultanübersetzung ins Deutsche statt.
Anmeldung und Kontakt: olbrich@ibz-marienthal.de | 035823 – 770
Es gilt die 3G-Regel! Bitte bringen Sie entsprechende Nachweise mit und tragen Sie einen medizinischen Mund- und Nasenschutz.
Eine Veranstaltung der Stiftung Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ) gemeinsam mit der Hillerschen Villa gGmbH dem Förderkreis der Görlitzer Synagoge e.V. und dem Kulturbüro Görlitz.
Dienstag, 9. November 2021, 16:00 – 18:00 Uhr
„GehDenken“ an den Verlegeorten der Stolpersteine in Görlitz und Zgorzelec
Veranstalter: Kulturbüro Görlitz, Bürgerrat Innenstadt West, Bürgerrat Südstadt, Haus und Hof e. V., Initiative Engagierte Bürgerinnen
Das "Görlitz GehDenken" am 9. November 2020 ist eine Veranstaltung getragen von: Kulturbüro Görlitz, Bürgerrat Innenstadt West, Bürgerrat Südstadt, Haus und Hof e. V., Initiative Engagierte Bürgerinnen.
An den Orten der Stolpersteine in Görlitz und Zgorzelec wird der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Im Rahmen der Veranstaltung werden die Stolpersteine gereinigt.
Dienstag, 9. November 2021, 18:00 Uhr
Ökumenische Andacht in der Frauenkirche
Veranstalter: Evangelische Innenstadtgemeinde und die Stadt Görlitz
Mit einer ökumenischen Andacht am Dienstag, dem 9. November 2021, um 18:00 Uhr in der Frauenkirche Görlitz erinnern die Evangelische Innenstadtgemeinde und die Stadt Görlitz an die Opfer der Novemberpogrome des Jahres 1938 und dem Fall der Mauer 1989.
In diesem Zusammenhang wird Oberbürgermeister Octavian Ursu einige gedenkende Worte sprechen. Im Anschluss führt ein Lichterweg mit Kerzen zum Kulturforum Görlitzer Synagoge an der Otto-Müller-Straße.
Dienstag, 9. November 2021, 19:30 Uhr
Konzert und Lesung: Der Weg durch die Nacht
Veranstalter: Literaturhaus Alte Synagoge, Langenstraße 24
Im Gedenken an die Opfer der Reichsprogromnacht am 9. November 1938 erinnern wir mit einem musikalisch-literarischen Programm an den jüdischen Görlitzer Schriftsteller und Verleger Ludwig Kunz (1900–1976). Dr. Steffen Menzel präsentiert gemeinsam mit Franziska Schubert Dokumente, Bilder und Texte aus dem Nachlass von Ludwig Kunz, die einen herausragenden Görlitzer Bürger porträtieren. Die Künstler Julia Boegershausen (Gesang) und Björn Bewerich (Klavier) spielen dazu ein Konzert aus zeitgenössischen Musikstücken sowie neu vertonten Texten und Gedichten.
Gesang: Julia Boegershausen
Piano: Björn Bewerich
Lesung: Franziska Schubert, MdL
Lesung: Dr. Steffen Menzel, Oberlausitzissche Bibliothek der Wissenschaften
Ludwig Kunz wurde in Görlitz geboren und entstammte einer jüdischen Fabrikantenfamilie. 1938 floh er aus Görlitz, in einer „Nacht- und Nebelfahrt" in die Niederlande, wo er nach dem 2. Weltkrieg zu einem anerkannten Autor, Übersetzer und Brückenbauer zwischen deutscher und niederländischer Kultur wurde. Aus dem Exil kehrte er nie mehr in seine Geburtsstadt zurück – die Stadt, in der er eine bedeutende Rolle in der Kunstszene und dem Geistesleben der 1920er und -30er Jahre spielte. In der von Ludwig Kunz ihm herausgegebenen Zeitschrift „Die Lebenden“ publizierten Künstler wie Johannes Wüsten, Fritz Neumann-Hegenberg, Max Hermann-Neiße und Thomas Mann. Seinen Nachlass mit Büchern, Zeitschriften, persönlichen Dokumenten und Erinnerungsstücken bewahrt die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften zu Görlitz.
Julia Boegershausen und Björn Bewerich, aus verschiedenen musikalischen und schauspielerischen Bereichen kommend, agieren auf der Bühne bereits seit Längerem zusammen. In verschiedenen Programmen wird ihre Lust auf „ernste Unterhaltungsmusik“ deutlich und immer wieder nehmen sie ihr Publikum ganz interaktiv mit auf die Reise in die Welt der 20/30er Jahre, in die jüdische Kultur oder lassen längst vergessene Chansons und Lieder, teils unbekannter Komponisten zum Leben erwachen. Beide Musiker leben und wirken (freiberuflich) in Görlitz.
Dienstag, 9. November 2021, 20:00 Uhr
„...spielt süßer den Tod - Musik aus Theresienstadt“ (Einlass: ab 19:30 Uhr)
Kulturforum Görlitzer Synagoge
Veranstalter: Stadt Görlitz, Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH, Philmehr e. V.
Am 16. Oktober 1944 wurden die vier Komponisten Viktor Ullmann, Pavel Haas, Hans Krása und Gideon Klein von Theresienstadt, dem „Musterghetto“, nach Auschwitz deportiert und dort wenig später ermordet.
Das Konzert stellt Werke dieser Komponisten der bekannten „Todesfuge“ von Paul Celan gegenüber. Die Spiegelungen von Musik und Dichtung ermöglichen einen außergewöhnlichen Zugang zur emotionalen Tiefe der aufgeführten Werke. Ausgewählte Informationen über die Lebensläufe der Komponisten und über das Ghetto Theresienstadt ergänzen das Programm.
Diese Collage lässt uns ahnen, dass nicht nur die Menschen, sondern auch deren berührendes künstlerisches Potenzial der monströsen Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten zum Opfer fiel.
Auf der anderen Seite schafft diese hochemotionale Wahrnehmung der aufgeführten Werke die Möglichkeit, dem aufkeimenden Antisemitismus in dieser Gesellschaft mit innerer Überzeugung entgegen zu treten.
Mitwirkende (Streichquartett der Neuen Lausitzer Philharmonie): Max Hilfenhaus - Violine, Katerina Krug - Violine, Tadeusz Rożek - Viola, Markus Wehrle - Violoncello, Moritz Manuel Michel - Rezitation
Der Eintritt ist frei. Eintrittskarten sind in der Görlitzer-Information, Obermarkt 32 erhältlich.
Es gilt die 3G-Regel im Kulturforum Görlitzer Synagoge. Bitte bringen Sie entsprechende Nachweise mit und tragen Sie einen medizinischen Mund- und Nasenschutz.