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Wilhelms Wasserkraft - Stadt Görlitz stellt Antrag auf Bundesförderung für den Wilhelmsplatz

Wilhelms Wasserkraft - Stadt Görlitz stellt Antrag auf Bundesförderung für den Wilhelmsplatz

vom 20.03.2023

Was ist das Ziel des Bundesprogramms „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“?
Es geht um innovative Maßnahmen der Klimaanpassung in Städten. Viele Projekte haben mit öffentlichem Grün und den positiven Wirkungen von Vegetation für das alltägliche Leben zu tun. Grün braucht Zeit der Entwicklung. „Klimabäume“ beispielsweise, die heute Schatten geben, sind vor mindestens 25 Jahren gepflanzt worden.

Sind die 3,3 Mio. Euro Bundesförderung sicher?
Das Verfahren hat zwei Phasen. Jetzt wurde die Auswahl der zu fördernden Projekte bestätigt. Es folgt die förmliche Antragstellung (voraussichtlich im Juli) und danach die Bewilligung. Wenn die Stadt Görlitz die notwendigen Unterlagen einreicht (Grundsatzbeschluss Stadtrat, Finanzierungsnachweis), ergeht ein Förderbescheid (voraussichtlich im Herbst 2023).

Welchen Stand hat das Projekt?
Die Machbarkeitsstudie zum Prinzip der Regenwassernutzung und einem System, welches Verdunstungskühlung und Pflanzenbewässerung verbindet, ist auf den Weg gebracht und wird vom Görlitzer Büro IBOS bis zum Dezember 2023 erarbeitet. Die Zielstellung der oberirdischen Gestaltung wurde bereits 2010 erarbeitet, als entlang des Gymnasiums sowie an der Jakobstraße Baumaßnahmen nötig wurden.

Wie innovativ ist eine Zisterne, solche Bauwerke kannte man schon vor tausenden Jahren?
Allerdings sind die ältesten Bauwerke der Wasserspeicherung im Mittelmeerraum schon etwa 7.000 Jahre alt. Im arabischen Raum und auch in Spanien wurde aufgrund regelmäßiger langer Dürrephasen Regenwasser gespeichert. Im nördlichen Mitteleuropa galt der monatliche Niederschlag als garantiert und hat nur selten zu solchen Bauwerken motiviert oder gezwungen. Der spürbare Klimawandel, lange Dürren, ein steigender Wasserpreis und absehbares „Gießverbot“ für Trinkwasser machen das Thema im Wortsinn brandaktuell. Beispiele, Regenwasser aus der Kanalisation zu holen, um es zum Gießen einzusetzen, sind weithin unbekannt. Hier kommt Görlitz auch das in historischer Blütezeit installierte Trennsystem zugute, welches Schmutzwasser und Regenwasser getrennt entsorgt.

Wie soll der Wilhelmsplatz am Ende aussehen?
Das Konzept zum unter Denkmalschutz stehenden Wilhelmsplatz folgt im Wesentlichen der heutigen Gestaltung, die nach den Entwürfen von Gartendirektor Brandes mit Veränderungen durch Henry Kraft (Gartendirektor ab 1939) umgesetzt wurde. Während der funktionslose Bunker im Nordost-Eck entfernt wird, ist für die Westseite (nahe der Jakobstraße) ein größeres Wasserspiel vorgesehen. Wichtige Elemente der Gestaltung ist eine Doppelreihe Bäume entlang des Randes sowie die großzügige Rasenfläche in der Platzmitte. Über weitere Angebote für verschiedene Altersgruppen wird noch zu reden sein…


Was passiert mit den in den letzten Jahren reparierten Flächen und wie umfänglich wird die Baumaßnahme?
Der Außenrand an der Jakobstraße bleibt natürlich wie instandgesetzt. Das in Planung befindliche Bewässerungssystem mit umfangreichen Regenwasser-Speichern führt jedoch zu Grabungen in weiten Teilen des Platzes. Auch verlangt die Rasenfläche mit ihren Blumenrabatten eine automatische Bewässerung. Das alles erfordert Eingriffe, die einer Erneuerung nahekommen. Andererseits bleiben auch Anlagenteile weitgehend unverändert oder nur instandgesetzt, etwa das VVN-Denkmal. Die große Projektsumme darf da nicht täuschen. Immerhin hat der Wilhelmplatz mit 1,6 ha (ohne Fahrbahnen und äußere Gehsteige) eine Dimension, die Platz-Erneuerungen der letzten Jahre weit übertrifft.


Können alte Bäume erhalten werden?
Die Raumsituation am Wilhelmsplatz wird es möglich machen, alte, noch vitale Bäume zu erhalten. Deshalb werden mit der Neupflanzung nur einzelne Fällungen notwendig und betreffen stark abgängige, geschädigte Altbäume. Die vergreisten Wacholder und ein Teil der Koniferen sind allerdings zu ersetzen.


Wie verträgt sich die Erneuerung mit einer Tiefgarage?
Räumlich bleibt eine Unterkellerung als Parkgarage möglich, vorstellbar unter der baumfreien Mittelfläche. Nur die Einfahrtsrampen schneiden etwa an der südlichen Längsseite in die Baumreihe ein. Zeitlich müsste dieser Bau jedoch gleichzeitig erfolgen oder er würde Aufgrabungen in der dann erneuerten Mittelfläche verursachen. Das System der Baumbewässerung würde davon nur gering betroffen sein, da es überwiegend den Randbereich belegt. Lage und Ausdehnung des Regenwasserspeicher sind mit unterirdischem Parkraum abzustimmen, sofern dieser realisiert werden soll. Hierzu muss der Stadtrat in seinem Grundsatzbeschluss eine Entscheidung treffen.


Wie verändern sich die oberirdischen Parkstellflächen?
Autos haben sich über Jahrzehnte die Standorte der Bäume, vor allem der Außenreihe erobert. Mit der Neupflanzung ist eine Reduzierung unvermeidlich. Die richtige Standortvorbereitung ermöglicht aber das Parken zwischen Bäumen, ähnlich wie das jetzt am Elisabethplatz geplant ist.


Gibt es Pläne zum künftigen „Wasserspiel“?
Bislang gibt es nur die Idee, dass ein solches Wasserspiel für Kinder reizvoll sein soll und an heißen Tagen die Umgebung spürbar kühlt. Vorstellbar sind Fontänen oder ein flaches größeres Becken. Der Standort im Bereich des heutigen Rosenbeets zwischen der Jakobstraße und dem Rasenrechteck der Mittelfläche wäre hier optimal. Ein Brunnen holt Wasser als Element zurück, wie bereits in der historischen Gestaltung um 1900, platziert es aber im Sinne der heutigen Flächengliederung und verwendet zeitgemäßes Design und moderne Technik. Die Nachnutzung des Brunnenwassers ist selbstverständlich, muss aber auch mit den hygienischen Anforderungen in Einklang gebracht werden. Erfahrungen gibt es vom Postplatz.

Wie ist der Zeitablauf vorgesehen?
Das Förderprogramm ist gegenwärtig auf die Jahre bis 2025 datiert.  Eine Verlängerung bis 2027 wird vorbereitet und hier auch nötig sein, um das gesamte Projekt umzusetzen.


Was passiert mit dem Projekttitel, der im Maßnahmen-Paket zur EFRE Förderung eingereicht wird?
Hier erfolgt die Antragstellung aufgrund der zeitlichen Überlagerung zunächst einschließlich des Wilhelmsplatzes. Nach der Bewilligung und vorbehaltlich möglicher Kürzungen des Gesamtbudgets ist über eine veränderte Verteilung von Mitteln zu entscheiden. Grundsätzlich ist die Förderrate beim Bundesprogramm „Urbane Klimaräume“ mit 85 Prozent günstiger als bei EFRE.