zurück zur Übersicht

Tagung der AG Historische Städte in Regensburg: Herausforderungen, Projekte und Diskussionen in der historischen Stadt

Tagung der AG Historische Städte in Regensburg: Herausforderungen, Projekte und Diskussionen in der historischen Stadt

vom 08.04.2024

Am 4. und 5. April trafen sich Bürgermeister, Baureferenten und -dezernenten sowie Planer aus Bamberg, Görlitz, Lübeck, Meißen, Stralsund und Regensburg zum ersten Mal in diesem Jahr, um sich über die aktuellen planerischen Aufgaben in den Mitgliedsstädten der Arbeitsgemeinschaft Historische Städte (AG) auszutauschen.

Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer wandte sich zur Begrüßung mit einer Videobotschaft an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Anschließend wurden sie von dem Geschäftsführer der AG Benedikt M. Hummel aus Görlitz und dem Regensburger Planungs- und Baureferenten Florian Plajer im Neuen Rathaus begrüßt.

Planungen und Projekte sowie Diskussion zu den Herausforderungen in der historischen Stadt

Ein Jahr nachdem die Arbeitsgemeinschaft ihr 50-jähriges Bestehen im Rahmen eines Parlamentarischen Abends in Berlin gewürdigt hatte, trafen sich die Mitgliedsstädte nach der Pandemie erstmals wieder in Präsenz in Regensburg.

Neben den Anliegen aus dem Positionspapier der AG zu diesem Jubiläum ging es bei der Arbeitssitzung wieder um das sogenannte „Alltagsgeschäft“ in Form verschiedener Sanierungs- und Planungsprojekte in Regensburg.

 

O-Ton Geschäftsführer der AG Historische Städte Benedikt M. Hummel

„Für uns ist der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus den Mitgliedsstädten extrem wertvoll. Die vor uns liegende Aufgabe hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit unserer Städte ist im historischen Stadtkern hoch komplex. In diesem Zusammenhang ist der Austausch anhand von ganz konkreten Maßnahmen ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit.“

 

Tagungsprogramm

Nach einer Einführung zu den Regensburger Projekten am Vormittag startete der Rundgang der Teilnehmenden in dem im Februar neu eröffneten „document Kepler“. Über das „Emmeram Forum Regensburg“, das gegenwärtig saniert und zu einem Kultur- und Begegnungshaus umgebaut wird, ging es weiter zur Simadergasse, wo die Planerinnen und Planer durch den Architekten zu den Sanierungsarbeiten am ehemaligen „Gloria“-Kino informiert wurden. Ebenso auf der Agenda stand ein Besuch des Obermünsterviertels und des Kulturenortes M26. Hier fand ein Austausch zum Thema der Nachnutzung von durch Leerstand bedrohte Großstrukturen wie Kaufhäusern oder Einkaufspassagen in historischen Städten statt.

O-Ton Planungs- und Baureferenten Florian Plajer

„Die Frage, die alle beteiligten Kommunen bewegt, ist es die fachlichen Konzepte und Überlegungen der Gestaltung der historischen Innenstädte umzusetzen und erlebbar im Stadtraum zu machen, um somit auch für Akzeptanz zu sorgen. Die Flächenkonkurrenz im Altstadtbereich ist ein gemeinsames Schwerpunktthema: Stellplätze, wirtschaftliche Faktoren und Qualität in der Gestaltung für die Außengastronomie und Hotellerie wurden vor Ort begangen, beobachtet und diskutiert. Die Frage der Aufenthaltsqualität und Grünanteile im öffentlichen Raum bewegt die Teilnehmer gleichermaßen, die Mobilität aller Verkehrsteilnehmer in der Altstadt bleibt ein überragendes Thema der beteiligten Städte.

Wir konnten aktuelle spannende Projekte und städtebauliche Schätze in Regensburg besichtigen; mir persönlich ist das Gloria-Kino aufgefallen, wo noch über konkrete gestalterische Lösungen vor Ort mit dem Ingenieurbüro diskutiert wurde und man gerne die weitere Gestaltung verfolgen wird; hier ist ein großes Potential in einem Bestandsgebäude noch zu bergen, um von der gut angenommenen temporären Gestaltung des Außenraums zu einer dauerhaften, wahrscheinlich gastronomischen Nutzung zu kommen. Ein etablierter Stadtbaustein erhält so endlich wieder eine Nutzung.

Wir erwarten alle die Entscheidungen von Galerie Kaufhof Karstadt mit großer Spannung, wie es um die Standorte steht; die Entscheidung des Insolvenzverwalters steht für die nächsten Wochen an. Interessiert haben wir beispielsweise die Fortentwicklung und Erhalte bestehender Standorte sowie Nutzungsszenarien der nahen und fernen Zukunft innerstädtischer Einzelhandelsflächen diskutiert. In Regensburg bereiten uns auf die anstehende Entscheidung vor, die „Taskforce Galeria“ der Stadtverwaltung unter Federführung der Stadtentwicklung und der Wirtschaftsförderung arbeiten schon länger im Hintergrund an möglichen Szenarien.“

Ein Thema, mit dem nahezu alle Stadtplanerinnen und -planer aktuell befasst sind, ist der Verkehr bzw. die Mobilität in der historischen Stadt. Diesem Schwerpunkt war der Freitag vorbehalten. Regensburg stellte auszugsweise Handlungsfelder aus dem Verkehrskonzept Altstadt vor und berichtete insbesondere über die breite Beteiligung der Öffentlichkeit im Planungsprozess. Der Görlitzer Verkehrsexperte stellte wesentliche Bausteine aus dem Gesamtverkehrsplan Görlitz vor und auch die anderen Mitgliedsstädte gaben Impulse zum Thema, das intensiv diskutiert wurde.

 

Hintergrundinformation zur Arbeitsgemeinschaft Historische Städte

Die Arbeitsgemeinschaft Historische Städte ist ein freiwilliger Zusammenschluss der Städte Bamberg, Görlitz, Lübeck, Meißen, Regensburg und Stralsund. Anlass der Gründung im Jahr 1973 war die Einführung des bundesdeutschen Städtebauförderungsgesetzes zwei Jahre zuvor. Mit der Wiedervereinigung entstand 1991 die heute bestehende partnerschaftliche und erfolgreiche Gemeinschaft.

Die Mitgliedsstädte setzen sich intensiv mit Fragen der behutsamen Stadterneuerung auseinander und stellen die nachhaltige Weiterentwicklung des Bestands in den Vordergrund planerischer Überlegungen. Im Selbstverständnis der Städte wird hierbei dem Erhalt authentischer Bausubstanz ebenso große Bedeutung beigemessen wie der Berücksichtigung gewachsener Stadtgrundrisse und urbaner Nutzungsmuster.

Jahrzehntelang durchgeführte Sanierungs- und Erneuerungsprozesse sind Grundlage der beachtlichen Erfolge der Mitgliedsstädte. Mit hochwertigen baulichen Lösungen konnten die oft umfangreichen städtebaulichen Missstände der Nachkriegsjahrzehnte Zug um Zug behoben werden. Im Ergebnis finden die Innenstädte heute als attraktive Wohn- und Arbeitsorte sowie touristische Ziele wieder vielfache Beachtung.

Mit Bamberg, Lübeck, Regensburg und Stralsund wurden vier Altstädte von der UNESCO in die Welterbeliste aufgenommen.

Neben dem fachlichen Austausch untereinander, der die kommunale Lösungsfindung unterstützt, fördert die Arbeitsgemeinschaft den Dialog mit den Verantwortungs- und Entscheidungsträgern des Bundes und der Länder.

Es entstanden Ausstellungen, Publikationen und gemeinsame Positionen zu Themen der Stadterneuerung und insbesondere der Städtebauförderung und Finanzierungsmodalitäten. Mit den Jahren entwickelte sich ein stabiles und zukunftsfähiges Kompetenzcluster.

Der „Bauherrenpreis“ wird seit 1998 alle vier Jahre durch die Arbeitsgemeinschaft ausgelobt. Mit diesem werden hervorragende Sanierungs- oder Neubauprojekte im Kontext historischer Innenstädte ausgezeichnet. Bewusst wird die Rolle der Bauherrschaft gewürdigt, um ein größeres Verständnis für nachhaltige, baukulturelle Leistungen zu fördern.