50 Jahre Kindergarten „Freinet-Kinderhaus Görlitz“
vom 17.01.2025
Clara (5) im Kunstatelier des Kinderhauses. Foto: Stadt Görlitz
Im Januar hatte das städtische Kinderhaus, ehemals „Benjamin Blümchen“, auf der Erich-Weinert-Straße in Weinhübel Grund zu besonderer Freude. Eröffnet am 13. Januar 1975 feierte das Kinderhaus fünf Tage lang sein 50-jähriges Jubiläum.
Im Januar hatte das städtische Kinderhaus, ehemals „Benjamin Blümchen“, auf der Erich-Weinert-Straße in Weinhübel Grund zu besonderer Freude. Eröffnet am 13. Januar 1975 feierte das Kinderhaus fünf Tage lang sein 50-jähriges Jubiläum. Los ging es am Montag, den 13. Januar, mit einer Geburtstagsparty für die Kinder. „Die Party haben wir gemeinsam mit den Kindern organisiert. Die Planung erfolgte in der Kinderkonferenz“, erzählt Leiterin Beate Geisler. Als Überraschung gab es für die Kinder eine große Geburtstagstorte. Alle ehemaligen Kolleginnen und Kollegen der Einrichtung waren am Mittwoch eingeladen. Dazu wurde gemeinsam mit den Kindern am Dienstag Kuchen gebacken. Am Donnerstag fand das Wohngebietsfest statt, das mit einem Lampionumzug mit dem Spielmannszug durch das Wohngebiet endete. Und am Freitag schließlich gab‘s für Eltern, Großeltern und Kinder ein Puppenspiel mit Anne Swoboda.
Zum großen Fest am Donnerstag, den 16. Januar, waren alle ehemaligen Kinder, Eltern, Großeltern, Freunde, Bekannte und Interessierte eingeladen. Diese konnten alle Räumlichkeiten besichtigen und sich über den Ansatz der Freinet-Pädagogik informieren. Diese basiert auf vier Grundsätzen: „Freie Entfaltung der Persönlichkeit“, „Kritische Auseinandersetzung mit der Umwelt“, „Selbstverantwortlichkeit des Kindes“ und „Zusammenarbeit im Team“. „Das Kind lernt nur das, was es selbst macht“, sagt Kinderhaus-Leiterin Beate Geisler. So bereiten die Kinder beispielsweise Frühstück und Vesper selbst zu und kaufen in einem dafür aufgebauten Markt innerhalb des Kinderhauses ein. Die Kinder lernen, mit dem vorhandenen Budget umzugehen. Die im Kinderhaus gehaltenen Kaninchen können nicht nur bewundert und gestreichelt werden. Zur Aufgabe der Kinder zählt es auch, die Tiere zu versorgen und die Ställe sauber zu halten. Hierbei werden die Eltern einbezogen, indem sie gemeinsam mit ihren Kindern Pflegedienste übernehmen. In den Funktionsräumen und Ateliers können Materialien, Werkzeuge und Instrumente größtenteils selbstständig genutzt werden. Dazu ist alles, was auch für die Kleinsten geeignet ist, direkt erreichbar. Im Kinderhaus gibt es Funktionsräume, Räume für die Jüngsten, Bauzimmer, Rollenspielzimmer, Speiseräume. Für alle Kinder stehen zu jeder Zeit Ateliers zur Verfügung, dazu zählen zwei Kinderküchen, eine Holzwerkstatt, eine Kinderbücherei, ein Forscherraum, ein Kunstatelier, eine Klangwerkstatt, ein Bewegungsraum und ein Nutzgarten sowie ein Kaninchengehege.
Das Kinderhaus hat Kooperationsvereinbarungen mit dem Theater Görlitz, der Puppenspielerin Anne Swoboda und der Stadtbücherei Görlitz, um nur einige zu nennen. Das Kinderhaus ist sächsische Modelleinrichtung für Inklusion und Konsultationseinrichtung für pädagogische Fachkräfte und bietet Kindern mit Beeinträchtigungen ideale Möglichkeiten für ihre Entwicklung. Unterstützt werden die pädagogischen Fachkräfte durch Therapeuten in der Kita-Praxis. Das Kinderhaus-Gebäude und das große Außengelände auf der Erich-Weinert-Straße wurden beginnend in den 90er-Jahren bis 2014 Stück für Stück saniert und auf die Bedürfnisse des Kinderhauses und der Freinet-Pädagogik angepasst. Der Elternförderverein unterstützte diese Projekte mit umfangreichen Spendengeldern.Seit 2016 hat das Kinderhaus auch einen Freinet-Hort. Dieser befindet sich in der Grundschule Weinhübel. Dort werden 60 Hortkinder betreut.
Nominiert für den Deutschen Kita-Preis 2024
Mit diesem Ansatz schaffte es das Freinet-Kinderhaus Görlitz im vergangenen Jahr unter die Finalisten beim Deutschen Kita-Preis. 520 Kitas und Initiativen hatten sich beworben. Das Görlitzer Kinderhaus gehörte zu den 15 Einrichtungen aus ganz Deutschland, die für den Preis nominiert wurden. „Unsere Nominierten machen deutlich, wie vielfältig gute Qualität in der frühen Bildung ist. Allen Beispielen gemeinsam ist, dass sie die Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt stellen und als Kita-Team oder Bündnis zusammen Verantwortung übernehmen“, sagte Anne Rolvering, Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, im April 2024 im Rahmen der Bekanntgabe der Nominierten.
Um den Preis beworben hatte sich das Görlitzer Kinderhaus zum ersten Mal. Die Anregung dazu kam vom Sachgebiet Kita der Stadtverwaltung Görlitz. Mit angepackt bei der Bewerbung haben dann Teammitglieder, Eltern, Mitarbeiter des Trägers des Kinderhauses, Kinder aus dem Kinderhaus und aus dem Hort sowie viele Unterstützer und Mitwirkende. Beispielweise mussten auch Videos von der Arbeit im Haus gedreht werden. Dazu bekamen die Kinder eine eigene Kamera in die Hand und konnten so ihren Kita-Alltag selbst der Jury präsentieren. Den Schnitt der Videos übernahm dann eine pädagogische Fachkraft. Der Deutsche Kita-Preis ging letztlich an eine andere Einrichtung. Trotzdem ist man in Görlitz zu Recht stolz auf das Erreichte. „Bei der Arbeit an der Bewerbung haben wir uns als Team erneut reflektiert und weiterentwickelt. Die Nominierung sehen wir als große Anerkennung“, sagt Beate Geisler. Ob die Kita 2025 einen neuen Anlauf wagt, steht noch nicht fest. Die Bewerbung ist bis 7. März möglich.