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Bartholomäus Scultetus

Wissenschaft

Bartholomäus Scultetus

Astronom und Mathematiker

Im Jahre 1540 wurde in Görlitz Barthel Schulz, der sich später in Humanistenmanier Bartholomäus Scultetus nannte, als Sohn des Vorwerksbesitzers Martin Schulz oder Scholz geboren. In seiner unermüdlichen Arbeit für Görlitz und mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten weit hinaus wirkend, sollte er zu einem der bedeutendsten Söhne dieser Stadt werden.
Durch seinen älteren Bruder Zacharias, von dem die Sonnenuhr an der Ratsapotheke stammt, wurde er schon früh zu Mathematik und Astronomie hingelenkt. Nach dem Besuch der städtischen Lateinschule widmete er sich diesen Wissenschaften im Studium an den Universitäten in Wittenberg und Leipzig. Nach dem Erwerb des Magistergrades kehrte er 1567 nach Görlitz zurück und nahm hier 1570 am Gymnasium die Tätigkeit als Lehrer auf.

Das Leben und Wirken des Bartholomäus Scultetus sind eng mit der Stadt Görlitz verbunden, deren Entwicklung er in zahlreichen Ämtern einen großen Teil seiner Kraft widmete. Bereits 1578 wurde er Ratsherr, als Stadtkämmerer oblagen ihm in der städtischen Verwaltung vielfältige Aufgaben, wie die Verwaltung des städtischen Waldes oder des Almosenwesens. 1589 wurde Scultetus Stadtrichter und hatte in dieser Position ca. 3900 Klagen und Fälle zu bearbeiten. Sechsmal in seiner Laufbahn wurde er zum Regierenden Bürgermeister der Stadt gekürt, das erste Mal 1592.

Unter seiner Regierung wurden erstmalig Hypothekennummern für die Hausgrundstücke vergeben und die erste Zählung der Bevölkerung durchgeführt. In den Zeiten der Pest, die in den Jahren 1585/86 zahlreiche Todesopfer forderte, sorgte Scultetus für hilfreiche Maßnahmen, um das Leid der Einwohner zu lindern.

Bartholomäus Scultetus hat sich um die Stadt auch als Chronist und Historiograph verdient gemacht. Ab dem Jahre 1587 schuf er ein Urkundenbuch der Stadt Görlitz, durch das heute Urkunden bekannt sind, die seither zum Teil verloren gingen.
Scultetus verfasste auch mehrere Geschichtswerke, so etwa zur Zeitgeschichte wie auch zu den Görlitzer Ereignissen bis 1580 in 2 Bänden. Aus seinen Aufzeichnungen, vor allem aus den Tagebüchern, in die er Ereignisse, persönliche Erfahrungen und Gedanken eintrug, lassen sich vielfältige Erkenntnisse zu den unterschiedlichsten Fragen, die Stadt und das städtische Leben seiner Zeit betreffend, gewinnen.

Ein weites Feld war auch die wissenschaftliche Betätigung Scultetus. Er war einer der wichtigsten Kartographen des mitteldeutschen Raums im 16. Jahrhundert und mit seinen Karten zu Meißen 1568 und der Oberlausitz 1593 wurde er weithin bekannt, so dass er 1578 sogar das Angebot erhielt, am russischen Zarenhof tätig zu werden.

Scultetus war aber vor allem Astronom und Mathematiker. Er war mit den bedeutendsten Astronomen seiner Zeit, mit Tycho Brahe und Johannes Kepler persönlich bekannt. Er beschäftigte sich mit der Einrichtung von Sonnenuhren ebenso wie mit der exakten Bestimmung der Zeit. Letzteres kam bei der Einführung des zwölfteiligen Ziffernblattes an der Rathausuhr zum Tragen.
Die herausragende Leistung des Bartholomäus Scultetus, die ihre Wirkung weit über die Stadt hinaus entfaltete, war sein Beitrag zur Gregorianischen Kalenderreform und sein Eintreten für deren Durchsetzung. Es ist Scultetus zu verdanken, dass die Reform in Görlitz und den benachbarten Ländern bereits 1583 bzw. 1584 eingeführt wurde.

Bartholomäus Scultetus starb am 21. Juni 1614 als hochgeachteter Mann. Mehr als 900 Personen gaben ihm das letzte Geleit zu seiner Ruhestätte in der Nikolaikirche.


Lebenslauf

1540
Geboren am 14. Mai in Görlitz im Vorwerk auf dem "Rabenberge" als Sohn des Vorwerksbesitzers Martin Schulz oder Scholz

1557
Nach dem Besuch der Städtischen Schule in Görlitz 1557-1564 Studium der Mathematik und der Astronomie an den Universitäten in Leipzig und Wittenberg

1570-1584
Lehrer für Mathematik und Sphärik am Gymnasium in Görlitz
Wohnhaus 1570 -1614 Peterstraße 4

1578
Ratsherr in Görlitz seit 1578

1589-1592
Stadtrichter

1591
Bürgermeister in den Jahren 1592, 1596, 1600, 1604, 1608 und 1612
Die wichtigsten wissenschaftlichen Arbeitsfelder waren die Kartographie, die Astronomie und die angewandte Mathematik, besonders wichtig: sein Beitrag zur Gregorianischen Kalenderreform.

1614
Gestorben am 21. Juni, beigesetzt in der Nikolaikirche zu Görlitz

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Schriftenauswahl

  • Sculteti Calendaria et Diaria 1567 - 1594.
  • Landkarten: Landtafel der Markgrafschaft Meißen und Lausitz, 1568.
  • Gnomonice de Solariis. 1572.
  • Ephemeris annorummundanorum solaris medii et civilium apud diversas gentes omni tempori usitatorum. 1575.
  • Von dem Römischen Calender an die Römisch-Kaiserliche Majestät. 1585.
  • Landkarte der Oberlausitz "Mappa Lusatiae". 1593.
  • Annales Sculteti (5 Bd.) 1131 - 1547.
  • Chronica Sculteti (2 Bd.); bis 1495 und 1495-1587.

Literatur über Bartholomäus Scultetus

  • Jecht, Richard: Bartholomäus Scultetus. Görlitz, 1914
  • Reuter, Martin: Der Görlitzer Bürgermeister, Mathematiker, Astronom und Kartograph Bartholomäus Scultetus (1540-1614) und seine Zeit. In: Wiss. Zeitschrift der TH Dresden 5 (1955/56), H 6.
  • Fleischer, Manfred: Bartholomäus Scultetus (1540-1614). In: Schlesische Lebensbilder, Bd. 6. Sigmaringen, 1990.