10.9.2020 Eröffnung des Zentrums für Jugend und Soziokultur im „Werk I“
Nach über zwei Jahren Bauzeit wurde im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern der Bau- und Planungsfirmen, der Politik, der regionalen Vereins- und Kulturlandschaft sowie der Stadtverwaltung Görlitz das Zentrum für Jugend und Soziokultur „Werk I“ feierlich eröffnet. Görlitz verfügt somit über eine weitere Veranstaltungs- und Tagungsmöglichkeit im Herzen der Europastadt. In den neu hergerichteten Räumlichkeiten der ehemaligen Industriebrache werden von nun an kulturelle, pädagogische sowie gesellschaftliche Formate, die für alle Altersgruppen geeignet sind, einen Platz finden. Der Betreiber des Zentrums für Jugend und Soziokultur „Werk I“ wird der Second Attempt e. V. sein, der bereits in der Planungsphase inhaltlich und konzeptionell involviert war. Der Vorstandsvorsitzende, Christian Thomas, nahm den Schlüssel des Gebäudes, dessen Gesamtbaukosten 4.4 Mio. € betragen, heute symbolisch entgegen. Nach den Redebeiträgen wurden die Besucherinnen und Besucher der Eröffnungsfeier zu einem Besichtigungsrundgang durch das Gebäude eingeladen.
Oberbürgermeister Octavian Ursu dankt dem Freistaat Sachsen, insbesondere der Sächsischen Aufbaubank (SAB), durch deren Fördermittel die Sanierung der Industriebrache in ein zeitgemäßes und barrierefreies Zentrum für Jugend und Soziokultur größtenteils ermöglicht. Des Weiteren dankt er seinem Vorgänger Siegfried Deinege, der das Projekt als ehemaliger Oberbürgermeister auf den Weg gebracht hat. Ein weiterer Dank geht an die Bau- und Planungsfirmen sowie alle weiteren beteiligten Firmen und die Kolleginnen und Kollegen des Landratsamtes sowie der Stadtverwaltung Görlitz.
Informationen zum Bauablauf:
Vor Beginn der Arbeiten war das Gebäude teilweise einsturzgefährdet und in einem sehr schlechten Zustand. Ab April 2018 erfolgte ein Teilabbruch, wobei das gesamte Dach und die Einbauten zurückgebaut wurden. Hierzu wurden die Außenwände gesichert und abgestützt. Dabei wurde ein Träger des alten Dachtragwerkes beiseitegelegt und später ohne tragende Funktion wieder eingebaut – er ist heute am Westgiebel zu sehen. Die Mauerkronen der Außenwände wurden instandgesetzt und im Anschluss daran konnte das neue Dachtragwerk errichtet werden. Die Stahlbinder wurden dabei nach historischem Vorbild gefertigt. Im Schutze des neuen Daches erfolgte dann der Ausbau der Fußbodenkonstruktion und des darunter befindlichen Bodens, da der Fußboden und der anstehende Boden sehr inhomogen waren und für die spätere Nutzung Fundamente für die neuen tragenden Wände und Stützen sowie für die neue Bodenplatte erforderlich waren. Parallel wurden die tragenden Bestandsstützen gestrahlt und mit einem Korrosions- und Brandschutzanstrich versehen. Nach Herstellung der Bodenplatte erfolgte Zug um Zug der Einbau von neuen Innenwänden und Decken, um die einzelnen Räume von der Halle abzutrennen. Anschließend erfolgten der Innenausbau und die Installation der haustechnischen Anlagen. Insgesamt sollte der Industriecharakter bestehen bleiben. Aus diesem Grund wurden beispielsweise der Hallenkran erhalten, die Außenwände steinsichtig belassen, die Industriefenster und die alten Anbauten an der Fassade (z. B. der Metallbalkon) erhalten, Installationen in Aufputz verlegt, ein Betonboden ausgewählt sowie nicht tragende Stahlstützen unverändert belassen.
Auf die Barrierefreiheit wurde bei der Sanierung großer Wert gelegt. So wurden unter anderem eine Eingangsrampe für Rollstuhlfahrer errichtet und eine Hörschleife in den Saal eingebaut, damit hörgeschädigte Menschen die Möglichkeit haben, Audiosignale, zum Beispiel Redebeiträge oder Musik, direkt auf ihre Hörgeräte zu übertragen.
Eckdaten zum Bauablauf 2018 beim Werk I:
Im April 2018 wurde mit dem Teilabbruch der einsturzgefährdeten Furnierhalle, welche das zukünftige Jugendzentrum beherbergen soll, begonnen
Das gesamte Dach wurde abgebrochen, sowie in der Halle befindliche technische Anlagen und Ausstattungen, sowie Einbauten wie dem ehemaligen Sanitärbereich oder den Büros.
Dabei wurde auch ein denkmalpflegerisch beachtenswerter Bestandsbinder gesichert (Polonceau-Binder) welcher zukünftig, jedoch ohne tragende Funktion, als Zeitzeugnis in der Furnierhalle seinen Platz finden wird.
Stehen geblieben sind die Bestandsstützen und die Umfassungswände. Die inhomogene Bodenplatte wird zu einem späteren Zeitpunkt ausgebaut, da der anstehende Boden unterhalb der Bodenplatte feuchtigkeitsempfindlich ist und erst nach der Fertigstellungen des neuen Daches freigelegt werden kann.
Der Abbruch wurde im Mai 2018 beendet, anschließend wurden Vermessungsarbeiten an den Bestandsstützen vorgenommen, als Grundlage für das neue Dachtragwerk. Die Vermessung konnte erst nach erfolgtem Abbruch vorgenommen werden, es bestand ja Einsturzgefahr.
In der Zeit in der die Werkplanung für das neue Dachtragwerk durch das Bauunternehmen (Fa. Metallbau Schubert) erfolgte, wurden die Mauerkronen der Außenwände teilweise abgebrochen und neu aufgemauert, da diese durch den jahrelangen Feuchteeintrag über das marode Dach stark geschädigt waren. Zusätzlich mussten einige Risse im Mauerwerk saniert werden. Weiterhin wurden die Stützenköpfe, welche das Dachtragwerk tragen, entrostet und mit einem Korrosionsschutz versehen. Die weitere Entrostung sowie Korrosions- und Brandschutzbeschichtung erfolgt im weiteren Bauverlauf.
Im August 2018 wurde mit dem Aufbau des Dachtragwerkes begonnen. Dieses besteht aus 14 Stahlbindern, welche nach dem Vorbild der ehemaligen sogenannten Polonceau-Binder gefertigt wurden. Das Tragwerk wird durch Pfetten und Sparren ergänzt, welche den zukünftigen Dachaufbau aus Wärmedämmung und Abdichtung, sowie technische Anlagen tragen sollen. Mit dem Aufbringen der ersten Schalungsebene und der Dampfsperre (bis Ende September) ist das Dach dann vorerst soweit dicht, dass mit dem Rückbau der Bodenplatte begonnen werden kann. Anschließend wird es einen Bodenaustausch geben, Fundamente für die zukünftigen Wände und Stützen gegossen, die Grundleitungen für die Medien innen und außen verlegt und eine Horizontalabdichtung in den Außenwänden vorgenommen. Diese Arbeiten sollen noch bis Ende des Jahres dauern. Sobald die neue Bodenplatte (Anfang des Jahres 2019), inklusive darunterliegender Wärmedämmung, erstellt wurde, kann mit dem Innenausbau begonnen werden.
Ansprechpartner bei der Stadt Görlitz ist das Bau- und Liegenschaftsamt: Kontakt
Bauablauf 2018:
- Teilabriss Dach, Innenausbau (KW 13 -16)
- Werksplanung Dachkonstruktion (KW 16 - 20)
- Dachneubau, Tragkonstruktion und Deckung (KW 21 - 30)
- Korrosions- und Brandschutzbeschichtung Stützen (verteilt auf KW 18 – 19, KW 33 – 34, KW 44 – 47)
- Fassadensanierung (KW 27 – 30)
- Abbruch Bodenplatte (KW 29 – 30)
- Sanierung Außenfenster (KW 45 – 49)
- Maurer- und Betonarbeiten innen (Abdichtung, Grundleitungen, neue Bodenplatte, Fundamente, teilweise Innenwände (KW 36 – 50)
Stand Juli 2019:
Die gemauerten Innenwände, sowie die Stahlbetondecken sind fertiggestellt. Die Arbeiten für die Trockenbauwände, sowie für die Leichtbaudecken haben begonnen. Parallel wird in Teilbereichen an den Außenwänden innen eine Zementschlämme aufgebracht um die Mauerwerksfugen zu festigen, gleichzeitig wird dabei die Steinsichtigkeit bewahrt.
Weiterhin wurde damit begonnen die bestehenden Industriefenster zu sanieren. Diese werden hierbei entglast, grob entrostet und mit einer farblichen Beschichtung versehen, bevor wieder neues Klarsichtglas eingesetzt wird.
Die Bestandsstützen wurden bereits mit der farblichen Endbeschichtung versehen, nachdem die Brandschutzbeschichtung aufgetragen wurde. Die neuen Außentüren und die neuen Außenfenster, welche als 2. Fenstereben vor die Bestandsfenster gesetzt werden sollen befinden sich derzeit in der Fertigung.
Weitere Arbeiten betreffen die umlaufende Abdichtung sowie Schlosserarbeiten. Die Firmen, welche die haustechnischen Anlagen installieren sollen, konnten aufgrund fehlender baulicher Vorleistungen noch nicht beginnen.
Ein Los für Innenfenster- und Innentüren muss bereits das 3. Mal ausgeschrieben werden, da sich keine Firmen dafür gefunden haben. Dadurch verschiebt sich der Zeitplan erneut.
Stand November 2019:
Das Bauende wird sich in das Jahr 2020 verschieben. Grund dafür sind Verzögerungen bei der Vergabe von Bauleistungen. Mehrere Ausschreibungen mussten aufgrund nicht vorhandener bzw. nicht akzeptabler Angebote wiederholt werden. Konkrete Bauablaufpläne werden zurzeit erarbeitet. Mit den zukünftigen Betreibern des soziokulturellen Zentrums stehen wir bezüglich der späteren Nutzungsaufnahme im Kontakt.
Vorgesehen ist derzeit, dass ab Januar ein Büroraum im Erdgeschoss der Furnierhalle durch den Betreiber genutzt werden kann.
aktueller Baustand Dezember 2019
- Die Bodenplatte ist eingebracht, alle massiven Innenwände und Decken sind fertiggestellt+
- die Bestands-Industriefenster sind saniert, derzeitig wird die innenliegende Fensterebene vor die Bestandsfenster gesetzt, die den Wärme- und Schallschutz garantieren soll
- Weiterhin werden die Arbeiten für Trockenbau und Innenputz fortgesetzt, im Außenbereich wurde aufgegraben und die Außenwände abgedichtet sowie teilweise die Regenentwässerung ausgeführt
- seit Oktober werden die haustechnischen Anlagen installiert
- weitere Arbeiten sind Schlosserarbeiten und die Fertigung von Innentüren und Innenfenstern
- demnächst beginnen die Estrich-, Tischler- und Fliesenlegerarbeiten